Boomland China – auch in Sachen Bauindustrie?

Dass China wirtschaftlich boomt, hat man inzwischen mitbekommen. Leider kann man nicht immer beurteilen, wohin die Entwicklung gehen wird. Der Kapitalismus ist den Chinesen eigentlich ein Dorn im Auge – aber sie benutzen seine Werkzeuge zu eigenem Nutzen. Billige chinesische Nachbauten amerikanischer oder deutscher Autos werden hierzulande schlichtweg als Produktpiraterie bezeichnet, ermöglichen den Chinesen aber den Kauf landeseigener Produkte. Die Chinesen investieren zunehmend im Ausland, stützen amerikanische Banken, die ins Schleudern geraten, besitzen Aktien nicht-chinesischer Unternehmen. Außerdem boomt es auch im eigenen Lande. Vor allem im Bausektor ist hohe Aktivität zu verzeichnen.

Alles etwas anders

Ein Blick auf eine der Boom-Towns schlechthin – Die Wirtschaftsmetropole Shanghai – Foto: © kalafoto – Fotolia.com

Neue Bauvorhaben in der Volksrepublik China interessieren potentiell auch Firmen aus dem Ausland. In einem boomenden Land möchte man gerne Lagerhallen bauen, sein Know-How im Brückenbau gewinnträchtig einbringen oder mit fortschrittlicher Technologie am Bau eines neuen Staudammprojektes teilhaben. Auch deutsche Baufirmen schielen gerne nach Fernost. Seitens der Chinesen wird erwartet, dass man sich im asiatischen Ausland auskennt, denn die Gepflogenheiten oder Verhandlungstaktiken in China sind deutlich andere. Wer in China für Gewerbeparks Lagerhallen bauen möchte, muss sich den landestypischen Regeln in besonderem Maße unterwerfen. Deutsche Unternehmen werden längst nicht mehr als die großen Gurus angesehen, die alles besser wissen und können. Die Chinesen haben schnell gelernt und gigantische Bauvorhaben umgesetzt. An diesen waren zwar auch zahlreiche deutsche Bauunternehmen beteiligt, aber diese durften nicht die Führung übernehmen. Die Chinesen haben eigene Zeitpläne und Vorstellungen davon, wie man Bauprojekte umsetzt. Es geht unter anderem das Gerücht um, dass politische Ziele oft wichtiger sind als Sicherheitsbedenken und dass in der vorgegebenen Schnelle oft minderwertige Materialien verwendet werden oder man es mit der Statik nicht so genau nimmt. Oftmals stehen die Arbeiten an einem Projekt unter großem Zeit- und Prestigedruck. Zudem werden oft ganze Dörfer umgesiedelt oder gefährliche geologische Verhältnisse ignoriert. Die Bedingungen, die die deutsche Bauindustrie in China vorfindet, sind andere, als man es gewohnt ist. Vor allem sind die Chinesen längst in der Lage, die Preise zu unterbieten, indem sie alles selbst machen. Wo deutsche Firmen noch gebraucht werden, sind meist spezielle Fachkenntnisse nötig.

Am Boom teilhaben

Deutsche Bauunternehmen haben daher gute Chancen, am Bau eines Staudammes, oder Tunnelprojektes mitzuwirken, eine Metro zu bauen, ökologische Wohnsiedlungen zu errichten oder Gewerbegebiete und moderne Fabriken zu bauen. Jedoch werden solche Großprojekte, nie ganz Reibungslos üpber die Bühne gehen. Intelligente Lösungen und technische Innovationen sind gefragt. Unternehmen, die in chinesischen Gewerbeparks Lagerhallen bauen können, sind ebenso gefragt wie U-Bahnbauer oder Firmen, die sich auf Hoch- und Tiefbau spezialisiert haben. Energieeffizientes Bauen ist auch in China längst ein Thema, denn hier werden unglaubliche Mengen an Ressourcen verbraucht. Auf der anderen Seite steht die zunehmende und gravierende Umweltverschmutzung, die weitere Baumaßnahmen erforderlich macht. Neue Wohngebäude und Unternehmen nach energieeffizienten Standards zu errichten oder marode Industrieanlagen zu sanieren, liegt daher im Interesse der Chinesen. In Sachen Energieeffizienz sind die Bauprojekte in Harbin Vorreiter. Hier errichtete Schulen und Wohngebäude im Passivhausstandard dienen vermutlich später als Modell für Bauprojekte, die die Chinesen im Alleingang umsetzen werden. Solange die deutschen Bauunternehmen innovative Technologien oder modernste Maschinen und Materialien mitbringen, werden sie für Joint Ventures gefragt sein. In den neu entstehenden Gewerbegebieten werden Lagerhallen und Hochlastregale benötigt, in Unternehmen neue Fertigungsstraßen, bei Staudammprojekten Fachleute für Statik und Wasserwirtschaft. Bahnstrecken nach Lhasa in Tibet (Erlebnisbericht gibt es hier) werden unter ebenso extremen Bedingungen errichtet wie atemberaubende Wolkenkratzer in chinesischen Industriemetropolen oder moderne Brücken, die Wirtschaftsmetropolen wie Shanghai mit dem chinesischen Festland verbinden sollen.

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