Wohngemeinschaften entstehen aus den unterschiedlichsten Beweggründen. In vielen Fällen sind die Gründe rein pragmatischer Natur. Dann spielt vielleicht die besonders in Städten anzutreffende Wohnraumverknappung eine entscheidende Rolle oder die steigenden Mieten. Die Menschen teilen sich eine Wohnung, um gemeinsam günstiger und komfortabler leben zu können. Doch neben diesen formal auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Zusammenschlüssen geben durchaus auch andere Motive den Ausschlag, seinen Wohnraum nicht allein zu nutzen.
Im Alter nicht einsam: Senioren-Wohngemeinschaften
Im Gegensatz zu ihren Bewohnern ist die Idee der Senioren-WG eher jüngeren Datums. Vielfach leben hier Menschen zusammen, die als Hinterbliebene zu groß gewordene Wohnungen mieten und der Vereinsamung trotzen wollen. Dazu kommt, dass die Renten vieler Senioren unzureichend sind, um eine komfortable Wohnung bezahlen zu können. Ein weiteres Kriterium für manche ist, dass eine altersgerechte Sanierung extrem teuer werden kann. Wer dem Leben auch im Alter noch Freude abgewinnen will, kann sich einer Seniorengemeinschaft anschließen, die mit vergleichbaren Bedürfnissen die Existenz-Anforderungen gemeinsam besser meistern.
Laut, jung und inspirierend: Die Studenten-WG
In der Studentenwohngemeinschaft herrscht ein wildes Treiben ? so die allgemeine Vorstellung. Tatsächlich waren es die Studierenden der bewegten 60er und 70er Jahre, welche die Studenten-WG als Institution in der modernen Wohnkultur ins Leben riefen. Heute zählt diese Wohnform jedoch für viele zum finanziellen Muss, wenn neben Studiengebühren und langen Heimfahrten noch Geld für akzeptablen Wohnraum übrig bleiben soll. Daneben kann sich die Gemeinschaft der Studenten als wahrer Segen für das Studium erweisen: Treffen verwandte Studiengänge in einer WG aufeinander kann das Zusammenleben ausgesprochen förderlich für die akademische Ausbildung sein. Angenehmer als im Studentenwohnheim ist es vermutlich nur allzu häufig.
Gemeinsame Interessen als Basis
Immer wieder schließen sich Menschen in Wohngemeinschaften zusammen, die durch verbindende Neigungen zueinanderfinden. Die Künstler-WG ist dafür ein bekanntes Beispiel. Doch auch die gleichartige sexuelle Ausrichtung kann als Fundament für den Zusammenschluss dienen. Homosexuelle leben hier ihre Sexualität freier aus, weil sie unter sich sind, politisch Interessierte finden Mitstreiter und Liebhaber alternativer Lebensformen sind nicht gezwungen, sich täglich mit Fleisch auf dem Tisch auseinandersetzen, wenn sie sich lieber vegan ernähren.
Die Zweck-WG
Diese Wohnform gehört sicher zu den ältesten der bekannten Wohnmöglichkeiten. Schon im vorvergangenen Jahrhundert waren Wohngemeinschaften weit verbreitet, deren Bewohner keine weiteren Interessen miteinander verbanden. Damals wurde von den sogenannten »Einschläfern« gesprochen, die in häuslichen Gemeinschaften ein Bett für die Nacht mieten konnten. Ging der eine zur Arbeit, kam der andere nach Hause und legte sich in dessen Bett. Derart beengt geht es heute in der zweckmäßig orientierten Wohngemeinschaft nicht mehr zu, doch noch immer haben die Mitbewohner nur oberflächlichen Kontakt zueinander. Man teilt sich eine Wohngelegenheit und geht darüber hinaus seiner eigenen Wege.
Sonderformen: Pädagogische und therapeutische WGs
Besonders in der Jugendarbeit sind pädagogische Wohngemeinschaften anzutreffen. Hier leben junge Menschen ab 16 Jahren zusammen, die im ehemaligen Zuhause nur schlecht untergebracht waren. Im Allgemeinen spricht man hier vom »Betreuten Wohnen«. Anders verhält es sich bei den therapeutischen Wohngemeinschaften. Diese werden gegebenenfalls von Kindern unter 16 Jahren bewohnt und gehen mit einer intensiven therapeutischen Betreuung einher. Gleichfalls sind diese Arten der Wohngemeinschaft auch eine Lebensform für Menschen mit Behinderungen, die mit individuellem Betreuungsaufwand ein selbstbestimmtes Leben führen wollen und sollen. In einigen Fällen ? wie bei den Jugendlichen ? handelt es sich um eine vorübergehende Unterbringungsmöglichkeit. Andere wiederum sind auf Dauer angelegt.
Jungs- oder Mädchen-WGs
Manche empfinden es als befreiend, sich mit gleichgeschlechtlichen Personen zusammenzuschließen. Frauen bewegen sich vielleicht ungezwungener in ihrer Nachtwäsche durch die Wohnung. Männer müssen sich nicht wiederholt auf eventuelle verbale Entgleisungen aufmerksam machen lassen. Das Zusammenleben mit nur einem Geschlecht kann durchaus praktische Vorteile bieten, ist jedoch wohl kaum der alleinige Schlüssel zum Erfolg. In jeder Wohngemeinschaft zählt Respekt vor dem Mitbewohner, die zuverlässige Erledigung übertragener Aufgaben und Rücksichtnahme gegenüber dem Zimmernachbarn zum A und O eines erfolgreichen Zusammenlebens.