Der Mensch sieht nur Licht – fast ausschließlich in Form von Reflexionen. Das Licht der Sonne oder einer künstlichen Lichtquelle fällt auf einen Gegenstand, der die Lichtstrahlen reflektiert, die dann der Mensch wahrnimmt. Beim Entwurf eines Gebäudes achten Architekten auf die Führung des Sonnenlichts, um lebenswerte Räume zu gestalten. Lichtdesign bezeichnet die Beleuchtung von Architektur mit künstlichen Lichtquellen sowohl im Außen- als auch im Innenraum. Diese Aufgabe übernimmt entweder der Architekt des Gebäudes oder ein spezieller Lichtdesigner. Darüber hinaus gibt es temporäre Beleuchtungskonzepte für besondere Veranstaltungen.
Definition und Messarten des Lichts
Licht stellt elektromagnetische Strahlung dar, die im Wahrnehmungsbereich des menschlichen Auges liegt. Zwischen 380 und 780 Nanometer liegt die Wellenlänge dieses sichtbaren Lichts. Ultraviolette Lichtwellen liegen unter und infrarote Lichtwellen über dem Wahrnehmungsspektrum des Auges. Den Lichtstrom, der eine Lichtquelle verlässt, bezeichnet die Einheit Lumen. Lux hingegen heißt die Einheit für die Beleuchtungsstärke und beschreibt die Helligkeit an einem bestimmten Punkt. Zur Bestimmung dient ein Luxmeter, den z. B. Fotografen benutzen. Somit hängt die Luxzahl von der Entfernung zur Lichtquelle ab. Die Einheit Nits bezieht sich auf die Leuchtdichte bei der Flächenabstrahlung von z. B. LED-Screens.
Farbtemperatur
Die Farbtemperatur reicht von 1.800 bis 16.000 Kelvin (K) und charakterisiert den jeweiligen Farbeindruck einer Lichtquelle, wobei das Spektrum von Rot über Gelb bis hin zu Weiß und Blau reicht. Zwei Beispiele: Kerzenlicht vermittelt einen gelben und warmen Farbeindruck, wohingegen viele Neonröhren ein kaltes weißlich blaues Licht ausstrahlen.
Farbiges Licht
Ein Prisma zerlegt weißes Licht in die einzelnen Spektralfarben, wobei jeder dieser Farben eine bestimmte Wellenlänge (Frequenz) entspricht. Feine Wassertropfen in der Luft zerlegen das Sonnenlicht ebenfalls in die Spektralfarben und erscheinen als Regenbogen. Die Lichttechnik verwendet zwei unterschiedliche Methoden, um farbiges Licht zu erzeugen: die additive und die subtraktive Farbmischung. Bei der additiven Farbmischung entstehen die Farben aus einer Mischung der drei Primärfarben Rot, Grün und Blau, wobei weißes Licht aus den drei Farben in gleichem Anteil besteht. Filter blockieren bei der subtraktiven Farbmischung bestimmte Wellenlängen aus weißem Licht, sodass nur die Frequenzen übrig bleiben, die der gewünschten Farbe entsprechen.
Methoden des Lichtdesigns bei der Inszenierung von Architektur
Lichtdesigner nutzen bei der Inszenierung von Architektur häufig zwei Methoden. Einzelne Scheinwerfer, die auf dem Boden stehen und z. B. eine Säule senkrecht von unten beleuchten, heißen Floorspots. Diese einzelnen Lichtquellen besitzen einen kleinen Abstrahlwinkel und geben somit einen konzentrierten Lichtstrahl ab, der sich z. B. an einer Wand als vertikale Linie abzeichnet. Beim sogenannten Washing hingegen erfolgt die Beleuchtung nicht punktuell, sondern in der Fläche. Eine Lichtquelle mit einem großen Abstrahlwinkel beleuchtet eine gesamte Wand, wobei das schräg einfallende Licht die vorhandene Wandstruktur bei z. B. einer Bruchsteinmauer verstärkt. Beide Methoden setzten das Licht indirekt ein: Der Betrachter schaut nicht direkt in die Lichtquelle, sondern erlebt nur die Reflexion des Lichts auf der Wand. Die meisten Lichtkonzepte nutzen zur Inszenierung beiden Methoden, wobei besonders beim Washing oft farbiges Licht zum Einsatz kommt. Eine Sonderform des Lichtdesigns stellt das Urban-Screening dar: Ähnlich der Projektion in einem Kino dienen große Häuserfassaden als Projektionsflächen. Die Lichtprojektion findet dabei im Rahmen einer Multimediashow mit Musik statt, wobei häufig der Inhalt der Projektion (Bilder) in engem Zusammenhang mit dem Gebäude steht: Teilweise entsteht dadurch die Illusion eines Gebäudes in Bewegung.
Der Deutsche Licht-Design Preis
Seit 2011 vergibt eine unabhängige 6-köpfige Jury jährlich den Deutschen Licht-Design Preis in verschiedenen Kategorien. Neben Preisen für das beste Beleuchtungskonzept eines Museums, eines Gebäudes der Bildung etc. kürt die Jury auch jeweils den Lichtdesigner des Jahres. Die bisherigen Preisträger heißen:
- 2011 – Andreas Schulz, Büro Licht Kunst Licht
- 2012 – Peter Andres, Peter Andres Lichtplanung
- 2013 – Gabriele und Volker von Kardorff, Kardorff Ingenieure Lichtplanung GmbH
- 2014 – Iris und Michael Podgorschek, podpod design
Die Biennale für Internationale Lichtkunst
Im Rahmen der Ruhr.2010 fand unter dem Motto „open light in private spaces“ die erste Biennale für Lichtkunst statt. 50 international bekannte Künstler stellten in privaten Wohnungen Arbeiten aus, die sich mit Licht als Material auseinandersetzten. Zu den bekanntesten Künstlern zählten u. a. Jenny Holzer, Ólafur Elíasson und Bruce Nauman.
Das richtige Licht
Es gibt nicht das eine Lichtkonzept oder Lichtdesign für einen Außen- oder Innenraum. Häufig unterstreicht gutes Lichtdesign den architektonischen Raum oder lässt ihn – besonders bei temporären Veranstaltungen – in einem neuen und ungewohnten Licht erscheinen. Da Licht die Atmosphäre eines Raums sehr stark beeinflusst, macht in vielen Innenräumen des Wohnens ein flexibles Lichtkonzept Sinn. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Eine Küche mit Esstisch benötigt sowohl helles Licht (eine neutrale Lichtfarbe in der Mitte des Spektrums) zum Gemüse Schneiden und Kochen als auch ein warmes Licht, um gemütlich am Tisch zu essen – bei ganz besonderen Anlässen reichen auch Kerzen.