Sicher mutet es ein wenig übertrieben an, wenn der Heimwerker beim Anschrauben eines Türgriffes am Kleiderschrank einen Schutzhelm trägt. Eines steht jedoch fest und ist bereits in vielen Statistiken festgehalten worden – die meisten Arbeitsunfälle passieren im Haushalt. Damit ist nicht nur der Schnitt in den Finger gemeint, sondern jährlich sogar mehr als siebentausend schwere Unfälle bei der Hausarbeit mit tödlichem Ausgang (Statistik 2009). Woran mag das wohl liegen?
Sicherheit im Beruf
Im Beruf wird sehr viel Wert auf Arbeitssicherheit gelegt. Beispiele gibt es hier eine Menge, wie das beliebte Beispiel Baustelle zeigt. Berufsgenossenschaften kontrollieren die Baustellen, aber auch die Routine der Beschäftigten selbst sorgt dafür, dass fast immer ein hohes Maß an Sicherheit eingehalten wird. Grund dazu ist ihre Berufserfahrung und die Erinnerung an selbst erlebte, schmerzhafte Erfahrungen. Wer sich einmal mit der Handsäge in den Daumen gesägt hat, hält von nun an eine Schnittrichtung weg von den Fingern ein.
Bei Reparaturen im Haushalt stellt sich diese Problematik völlig anders dar. Viele Hobby-Heimwerker stammen aus artfremden Berufen und können deshalb bestehende Gefahren oft nur schwer einschätzen. Aber auch die Einsparung von Sicherheitsvorkehrungen, Leichtsinn und leider auch Alkohol sorgen immer wieder für schwere Unfälle, die dem Rettungspersonal nur ein Kopfschütteln abgewinnen können.
Welche Kriterien sind entscheidend für das Tragen von Schutzkleidung
Entscheidend ist immer die vorherrschende Situation und zu deren Einschätzung gehört etwas Fingerspitzengefühl, wie folgendes Beispiel zeigen soll:
Herr Meier will einen Kalender aufhängen und muss einen Nagel in die Wand schlagen. Weil die Wand aus besonders festem Kalksandstein besteht, verwendet er einen Stahlnagel, bei dem er kräftiger zuschlagen kann. Der Nagelkopf bricht ab und spritzt ihm in das Auge. Das Auge muss operiert werden und nach der OP ist Herr Meier sehbehindert. Auf jeder Verpackung von Stahlnägeln befindet sich der Hinweis, dass bei der Arbeit eine Schutzbrille zu tragen ist. Hätte sich Herr Meier nur daran gehalten, aber er war leichtsinnig.
Der gleiche Herr Meier will zum Aufhängen eines großen Gemäldes zwei Haken in eine Holzwand einschrauben. Er muss dazu auf die Leiter steigen. ?Die zwei Haken sind schnell eingeschraubt?, denkt er sich und steigt in Pantoffeln auf die Leiter. Einen dieser Schlappen verliert er vom Fuß. Er verliert den Halt, stürzt ab und zieht sich eine schwere Hüftprellung zu, die ihn seit Monaten bei jeder Bewegung schwer belastet. In sämtlichen Ratgebern wird darauf hingewiesen, dass bei Arbeiten auf Leitern festes Schuhwerk zu tragen ist. Hätte sich Herr Meier nur daran gehalten, aber er war leichtsinnig.
Zweimal fast die gleiche Tätigkeit, der gleiche Heimwerker mit seinen individuellen handwerklichen Fähigkeiten, nur die Situation war völlig verschieden und er ist zweimal seinem Leichtsinn zum Opfer gefallen.
Hier noch eine kleine Aufzählung, welche Schutzkleidung auch im häuslichen Umfeld erforderlich ist:
- Schutzhelm
Auf allen Baustellen, bei denen die Gefahr besteht, dass Gegenstände herab fallen können. - SchutzbrilleBei allen Arbeiten mit einer elektrischen Säge oder Flex. Überall dort, wo sich Späne lösen können, die zu Augenverletzungen führen.
- GehörschutzBei allen lärmintensiven Arbeiten wie Pressluft- oder Bohrhämmer, beim Arbeiten mit einer Kreissäge oder elektrischem Fliesenschneider.
- AtemschutzBei allen Arbeiten mit großem Staubanfall wie dem Sägen von Beton, Entsorgung alter Mineralwolle, Grobreinigung auf der Baustelle.
- KnieschutzBei allen Arbeiten in kniender Tätigkeit wie Fußbodenfliesen oder Laminat verlegen.
- ArbeitsschutzschuheÜberall, wo die Möglichkeit besteht, in Nägel und andere scharfe Gegenstände zu treten. Dort, wo schwere Gegenstände auf die Füße fallen können.
- Festes SchuhwerkBei allen Arbeiten auf Leitern und bei unebenen Böden.