Plagiate aus China
Die chinesische Industrie plagiiert, wo sie nur kann. Automobilhersteller und Modemarken klagen schon lange darüber, doch es trifft auch die Baubranche, Architekten und selbst den Möbelhersteller Ikea, der gleich als Gesamtkonzept abgekupfert wurde. Das ist für die europäische und amerikanische Industrie nicht nur ärgerlich und wettbewerbsschädigend, es könnte einmal sehr gefährlich werden: Die Plagiatoren erlangen durch die wegfallenden Entwicklungskosten wirtschaftliche Vorteile und könnten irgendwann die Vorbilder überholen. Auf diese Weise wurden die Japaner nach dem Zweiten Weltkrieg zur Wirtschafts-Supermacht. Eine zweite Gefahr droht durch den Image-Schaden für einheimische Hersteller, denn viele Plagiate sehen zwar ihren Vorbildern recht ähnlich, halten aber qualitativ nicht stand. Wenn der Kunde nicht merkt, dass er einem Plagiat aufgesessen ist, fällt der Image-Schaden auf den europäischen Hersteller zurück.
Plagiate bei der Innenausstattung von Häusern
Die Bekämpfer von Plagiaten arbeiten beim Zoll, sie kontrollieren aber nicht nur die Einfuhr auf Flug- und Schiffshäfen, sondern machen sich auch auf Messen kundig. Auf der Leitmesse für Sanitär und Heizung ISH in Frankfurt wurden 2013 an 40 Ständen 52 Plagiate hauptsächlich aus China einkassiert. Dabei handelte es sich um Duschköpfe, Armaturen, WC-Brillen und Pumpen. Der Prozentsatz auf der internationalen Messe lag – gemessen an den Ständen – bei 5,88 Prozent, denn insgesamt untersuchten die Zöllner gemeinsam mit Spezialisten aus den plagiierten Unternehmen 719 Stände. Insgesamt ist die Tendenz leicht rückläufig, im Jahr 2011 hatten die Zöllner noch 224 Fälschungen aus dem Verkehr gezogen. Die Fälscher meiden inzwischen die Frankfurter Messe, eine Folge der verstärkten Kontrollen und der besseren Beratung von Unternehmen und Kunden durch den Zoll. Dass bei der ISH weniger Fälschungen entdeckt werden, heiße nicht, dass weniger gefälscht werde, so ein Sprecher des Zolls. Insgesamt nehme die Zahl der Plagiate leider zu. Es handelt sich durchweg um fernöstliche Fälscher, 38 stammten aus China, auch ein Südkoreaner und drei Taiwanesen wurden erwischt, mussten Sicherheitsleistungen hinterlegen und werden strafrechtlich verfolgt. Dabei handelt es sich durchaus nicht nur um billige Kopien unter falschem Namen. Die meisten Plagiate werden in Asien ganz offiziell produziert, doch sie ahmen die Funktionen und die Optik europäischer Markenprodukte nach. Der Schaden liegt allein für Deutschland – alle Branchen zusammengenommen – bei 50 Milliarden Euro jährlich. Das geht aus einer Ermittlung der Berater von Ernst & Young hervor.
Plagiate ganzer Hochhäuser
Ikea als chinesisches Plagiat
Die schwedische Möbelkette muss seit 2012 mit einem chinesischen Plagiat leben, das ein chinesischer Bauunternehmer in der Sieben-Millionen-Metropole Kunming errichtet hat. Ein vierstöckiges Gebäude mit 10.000 m² Ausstellungsfläche bietet nachgemachte Ikea-Möbel unter einem Namen an, welcher der chinesischen Ikea-Übersetzung zum Verwechseln ähnlich ist: Diese lautet „Yi Jia-Jiaju“, der Plagiator nennt sich einfach „Shi Yi Jiaju“ (Nummer-11-Möbel), was dem chinesischen Ikea-Namen so ähnlich ist, dass die Kundschaft wohl kaufen dürfte. Selbst die blau-gelben Einkaufswagen von Ikea stellt der Plagiator bereit, auch die Hackbällchen nach schwedischer Art fehlen im Restaurant des Einkaufszentrums nicht. Ikea könnte dagegen klagen, doch müssen nun Patentanwälte prüfen, inwieweit es überhaupt Rechte an dem exakten Marketingkonzept gibt. Die Chancen stehen eher schlecht, Ikea wird wohl die Sache auf sich beruhen lassen.