Stahlmacht China

China entwickelte sich in den letzten Jahren mit wachsender Dynamik zu einer wirtschaftlichen Großmacht.

Immenses Humankapital, permanente Innovation sowie die gute Ausstattung mit Bodenschätzen führten zu kontinuierlich steigenden Handelsbilanzen und somit zu hohen Devisenreserven.

Sämtliche Wirtschaftsprognosen führender Finanzexperten bestätigen den weiteren Ausbau der Vormachtstellung Chinas, so dass bis 2050 mit einer führenden Position vor allen anderen Industrienationen zu rechnen ist. Die Wirtschaftsleistung ist immens: Bereits 2010 lag China, nach den Erkenntnissen der Weltbank, bezüglich des Nationaleinkommens hinter den USA an zweiter Stelle. 2013 überholte China die USA im Bereich des Außenhandels und wurde zur größten Handelsnation der Welt.

Stahl spielt dabei eine wichtige Rolle. 2013 wurden 48 Prozent der weltweiten Stahlproduktion in China produziert. Entstandene Überkapazitäten korrigiert man nun.

Stahlproduktion in China – Vom „Großen Sprung nach vorn“ zum Stahlgiganten

Nach der Proklamation der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 verkündete Mao Zedong 1958 den „Großen Sprung nach vorn“, ein neues Wirtschaftsprogramm, das u. a. zu einer schnellen Industrialisierung des rückständigen Agrarlandes führen sollte. Stahl wurde dringend benötigt. Zur Stahlerzeugung entstanden hunderttausende kleiner Hochöfen. Der hier produzierte Stahl war jedoch minderer Qualität. Nach 1970 kam es zu qualitativen Verbesserungen sowie einem stetigen Ansteigen der Stahlproduktion.

In den siebziger Jahren öffnete Deng Xiaoping China und ermöglichte die Einführung der Marktwirtschaft. Ausländische Firmen brachten das Know how und halfen bei der Errichtung neuer Wirtschaftszentren. So wurde zum Beispiel in Shanghai durch die japanische Firma Nippon Steel in Kooperation mit der volkseigenen Baosteel moderne Hochöfen errichtet. Baosteel gehört heute zu den führenden Stahlproduzenten der Welt.

Seit 1990 arbeitet China kontinuierlich an einem intensiven Ausbau der Stahlindustrie. Heute wird circa die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion von China bestritten. Der staatseigene Betrieb Baosteel war 2008 drittgrößter Stahlproduzent der Welt und beteiligte sich zunehmend an Investitionen im Ausland.

China ist so zu einem zentralen Faktor der weltweiten Stahlindustrie geworden.

Prognosen ermitteln, dass die Stahlnachfrage weltweit bis 2025 um durchschnittlich 3,5 Prozent jährlich auf insgesamt 2,4 Milliarden Tonnen ansteigen wird. Auf China, mit einem Bedarf von circa 1,1 Milliarden Tonnen, entfällt dabei die Hälfte.

Während die Stahlnachfrage in der Eurozone stagniert, in den achtundzwanzig EU-Ländern wird mit einem Zuwachs von 1,25 Prozent im Jahr gerechnet, steigt der Stahlbedarf Chinas in den nächsten zehn Jahren um 4,3 Prozent pro Jahr signifikant stärker als weltweit an.

Internationaler Wettbewerb

Während China bemüht ist, seine inländischen Produzenten durch Exportzölle für Rohmaterialien sowie Exportbeschränkungen zu schützen, entwickelt sich die Volksrepublik selbst mit knapp fünfzig Prozent zum weltweit größten Stahlexporteur.

Die Stahlindustrie Europas ist bestrebt durch eine Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen, wie Exporterleichterungen, besseren Zugang zu Rohmaterialien, Recycling am Wachstum des expandierenden Schwellenlandes beteiligt zu werden. Ein wesentlicher Schritt, um den Zugang zum internationalen, insbesondere zum chinesischen, Markt zu optimieren, besteht in der Vereinfachung der Transaktionen: Ab Herbst 2014 können Geschäfte mit chinesischen Handelspartnern über eine Tochter der Bank of China in Frankfurt am Main zu günstigen Konditionen mit dem Yuan (Renminbi) getätigt werden. Vor allem mittelständische und kleine Unternehmen profitieren von dieser Clearing-Bank. Die von China konstant dominierte Nachfrage nach Stahl wird steigende Preise und stetig gute Mengengeschäfte garantieren.

Drosselung der Jahresproduktion bis 2017

Den großen Entwicklungsschüben des Schwellenlandes folgen Phasen stetigen, jedoch geringeren Zuwachses. So lag das Wirtschaftswachstum Chinas 2013 bei 7,7 Prozent. Für 2014 werden noch geringere Wachstumszahlen erwartet. Das betrifft vor allem Sachinvestitionen, wie Maschinen und Fabriken. Auch die Industrieproduktion verzeichnet lediglich einen Zuwachs von 9,7 Prozent.

Damit erfolgt eine Korrektur der Überkapazitäten, die in Folge des enormen Konjunkturpaketes 2009 entstanden waren. Dies wurde insbesondere in der Stahlproduktion sichtbar: In Hebei wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 314 Millionen Tonnen Stahl und Eisen produziert. Das entspricht der Gesamtstahlproduktion aller EU-Staaten für diesen Zeitraum. Die Peking umschließende Provinz Hebei erzeugt circa ein Drittel des gesamten chinesischen Stahlaufkommens. Die energieintensiven Stahlfabriken werden zumeist mit Kohle befeuert und sind so die Hauptursache für den Smog in Tianjin, Peking und anderen großen Städten Chinas.

Um dieses Umweltproblem und die Korrektur der Überkapazitäten zu bewältigen wurde von der chinesischen Regierung eine Reduzierung der Stahlproduktion um elf Prozent bis 2017 bechlossen. Vor allem alte, unrentable Werke, deren Produktion mit einem hohen Schadstoffausstoß verbunden ist, werden zurückgefahren. Von Werkschließungen versucht man in der Volksrepublik aus politischen Gründen abzusehen.

Chinas Position als weltweit größter Stahlproduzent besteht konkurrenzlos. Chinas Bedarf an Stahl wird auf Grund des Innovationsbedarfes im Land selbst und der anhaltenden Bautätigkeit bestehen bleiben. China ist um Autonomie bemüht, kann jedoch derzeit auch im Stahbereich nicht auf Importe verzichten. Das betrifft zum Beispiel kaltgewalzten Stahl, der vor allem zur Herstellung hochwertiger Autoteile, Computer, Haushaltsgeräte und Batterien benötigt wird. Perspektivisch ist mit einem Ausbau der zur Substitution ausländischer Importe notwendigen Industrien in der Volksrepublik zu rechnen.

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Das Turbowachstum der vergangenen fünfundreißig Jahre wird durch eine Phase schwächeren Wachstums abgelöst. Damit wird nachhaltig die Stabilität der chinesischen Wirtschaft gesichert.

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