Vor einigen Jahren kürte die New York Times Berlin zur dynamischsten und kreativsten Stadt der westlichen Welt. Denn während Jungunternehmer, Künstler und sonstige Kreative sich in London, Paris und New York keine Wohnungen mehr leisten können, bietet Berlin an vielen Stätten noch günstige Immobilien.
Doch längst ist das Wohnen in Berlin nicht mehr überall billig. Neben den üblichen Verdächtigen wie den Villenstadtteilen Grunewald und Wilmersdorf ist auch Kreuzberg, außerhalb Berlins eher bekannt für brennende Autos und Gewalt, für viele unerschwinglich geworden.
Gentrifizierung heißt das Zauberwort, das Immobilienbesitzer erfreut und viele Mieter erschreckt. Nirgendwo in Deutschland lässt es sich besser beobachten als in Berlin. In Stadtteile mit niedrigen Mieten ziehen verstärkt Studenten und Kreative, die sogenannten Pioniere. Sie machen das Viertel zum Szenetreffpunkt. Das lockt zahlungskräftige Interessenten in den Stadtteil, aus den Studenten werden erfolgreiche Banker, Programmierer und Ingenieure und aus manch erfolglosem ein erfolgreicher Kreativer. So wird der Stadtteil wohlhabender, die Mieten steigen und viele Pioniere, die den sozialen Aufstieg nicht geschafft habe, müssen ausziehen. Viele von ihnen zieht es zur Zeit nach Neukölln. Und schon steigen auch dort die Immobilienpreise.
Als Geldanleger auf die Gentrifizierung in Berlin zu setzten ist riskant. Wer auf das falsche Pferd setzt, kann auch viel Geld verlieren. Höhere Gewinnchancen gehen auch mit höherem Risiko einher. Solide Mittelklasse mit wenig Risiko, aber auch weniger Chancen findet man in Stadtteilen wie Spandau, Steglitz oder Pankow. Letzterer ist bekannt dafür, dass man dort zentral und trotzdem ruhig wohnen kann. Nicht auszuschließen, dass sich hier mittelfristig mehr und mehr Familien niederlassen werden, denen der benachbarte Prenzlauer Berg zu hektisch wird. Mietshäuser sind z.B. bei Inverstoren sehr begehrt.
Investitionen in Stadtteile wie Neukölln sind dagegen riskanter. Niemand kann sagen, ob der Stadtteil ein soziale Brennpunkt bleibt oder gentrifiziert wird. Noch gewagter ist eine Investition in Stadtteile, die bisher überhaupt nicht im Fokus stehen. So hat sich die Plattenbausiedlung Marzahn in den letzten Jahren zu einem erstaunlich sauberen und grünen Viertel gewandelt. Nicht auszuschließen, dass in 20 Jahren Marzahn der neue Geheimtipp ist. Oder aber der neue soziale Brennpunkt.