Trend Schottergarten: Pflegeleichte Lösung oder ein Garten des Grauens?

schotterhalde - Rüdiger Stehn Schotter - CC BY-SA 2.0

Es gibt eine Facebook-Seite, die den Namen „Gärten des Grauens“ trägt. Auf dieser können die Nutzer Bilder hochladen, die zeigen sollen, wie sich die Grünflächen in den letzten Jahren verändert haben. Denn anstatt bunte Blumen und herrlich duftende Sträucher befinden sich in vielen Gärten heute nur noch kalte und lieblose Schotterflächen. Der Betreiber der Seite Ulf Soltau ist der Meinung, dass dadurch die Natur ausgesperrt wird.

Wie ist die Definition eines Gartens?

Laut Definition ist ein Garten ein „abgegrenztes Stück Land, indem unterschiedliche Pflanzen und Tiere gepflegt werden“. Allerdings hat sich dieser Gedanke bei vielen Menschen immer mehr verändert. In vielen deutschen Gärten müsste die folgende Definition genutzt werden: „Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, indem unterschiedliche Steine und Betonflächen gepflegt werden“. Denn der Trend geht hierzulande immer mehr zum sogenannten Schottergarten. Viele Menschen denken hierbei allerdings nicht darüber nach, was das für Folgen haben kann.

Sind Schottergärten wirklich pflegeleichter?

Wer sich für einen Schottergarten entscheidet, will in den meisten Fällen weniger Arbeit haben als mit einem herkömmlichen Garten. Denn er muss eigentlich nur in einem Baumarkt oder in einem Gartencenter ein passendes Vlies und die benötigte Menge Kies kaufen. Will er dagegen auch Pflanzen einsetzen, ist ein gewisses Fachwissen von Nöten.

schotterhalde - Rüdiger Stehn Schotter - CC BY-SA 2.0

Stauden- und Gehölzpflanzung als Alternative

In einer Umfrage gaben 80 Prozent der Befragten an, dass sie sich wegen einer dauerhaften Pflegeleichtigkeit für einen Schottergarten entschieden haben. Die meisten von ihnen waren Männer. Die befragten Frauen nannten dagegen zumeist ästhetische Gründe. Doch das ein Schottergarten auf Dauer keine Arbeit macht ist ein Irrglaube.

Am Anfang muss zwar weniger gemacht werden, doch mit der Zeit sieht das etwas anders aus. Denn nach einigen Jahren setzt sich Laub ab und Unkraut wächst durch die untergesetzten Vliese. Von diesem Zeitpunkt an sind Schottergärten häufig sehr pflegeintensiv. Denn zwischen den Steinen Unkraut zu entfernen ist relativ aufwendig. Daher ist eine Stauden- oder Gehölzpflanzung eine praktische Alternative.

Schottergärten werden als Outdoor-Wohnzimmer bezeichnet

Einige Baumärkte sprechen mittlerweile nicht mehr von Gärten, sondern von sogenannten Outdoor-Wohnzimmern. Diese sollen so einfach wie möglich sauber gehalten werden und am besten überhaupt keine Arbeit machen. Genau das ist eine Denkweise, die mit einem Garten nun wirklich nichts mehr zu tun hat.

Sauberkeit und Ordnung vs. Erholungsfaktor

Die Natur wird immer mehr aus dem öffentlich Bereich verdrängt. Diese Tatsache ist gleich aus mehreren Gründen als kritisch anzusehen. Zunächst einmal findet der Naturschutz bald nur noch in speziell angelegten Reservaten statt. So werden Grünflächen immer häufiger aus Städten entfernt, um pflegeleichte Flächen zu erzeugen. In der Landwirtschaft sorgt die Industrialisierung dafür, dass die Natur immer weiter zurückgedrängt wird. Die Gründe für diese Veränderungen sind Sauberkeit und Ordnung, die anscheinend immer wichtiger werden als der Erholungsfaktor.

gruener garten - grassrootsgroundswell Barnsdale - CC BY 2.0

Ökologische Nachteile und Naturschutz

Dadurch, dass die natürlichen Gärten immer mehr durch Schottergärten ersetzt werden, kann sich dies auch negativ auf die Umwelt und das komplette Klima auswirken. Schön blühende Blumen machen deutlich mehr her als kalte und einfarbige Steine. Zudem ist Schotter irgendwann verstaubt oder wird bei Pollenflug gelb und muss dann aufwendig gereinigt werden, damit er seinen Zweck erfüllen kann.

Zudem werden die Pflanzen aus dem Garten entfernt, wodurch den Bienen, Hummeln und Vögeln der natürliche Lebensraum genommen wird. Schottergärten können sich negativ auf das sogenannte Kleinklima auswirken. Wenn die Bienen immer mehr verdrängt werden, werden die Obstbäume und Erdbeerpflanzen kaum oder gar nicht mehr bestäubt, was sich auch auf unser Leben auswirken kann.

Was sind Gärten des Grauens?

Bei den oben erwähnten Gärten des Grauens handelt es sich um Gärten, die auf unterschiedliche Weisen in ihrer ökologischen Funktion beraubt wurden. Sie bieten der heimischen Tier- und Pflanzenwelt keinen Unterschlupf, keine Nahrung und damit auch keinen geeigneten Lebensraum. Zudem wird das Leben im Boden durch Schottergärten negativ beeinflusst. Letztere stören den Wasserkreislauf und alle weiteren Stoffkreisläufe. Des Weiteren helfen sie nicht dabei, die Klima-Erwärmung in den sogenannten Ballungsräumen zu lindern, den Straßenlärm zu senken oder Feinstaub und CO2 aus der Luft zu ziehen und zu binden.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.